Während herkömmliche Batterien nicht ohne kritische Rohstoffe auskommen, entwickelt ein Grazer Start-up einen nachhaltigen Stromspeicher: Ecolyte – entwickelt wurde das junge Unternehmen am Science Park Graz – ersetzt kritische Rohstoffe durch Reststoffe von biobasierten Industrien. Die bahnbrechende Technologie wird nun mit einer knapp 4,6 Millionen Euro schweren Förderung der Europäischen Union zusammen mit internationalen Partnern marktfit gemacht.
Mit einem typischen Start-up habe Ecolyte „eigentlich nichts gemein“, sagt Gründer Stefan Spirk. Zwar sucht man stereotypische Kapuzenpullis und Bällebäder in den Labor- und Büroräumlichkeiten des Jungunternehmens tatsächlich vergeblich, an für Start-ups typischen Merkmalen wie disruptiver Innovationskraft und Agilität fehlt es Ecolyte aber ohne Zweifel nicht. Denn mit seinem Vorhaben, die Entwicklung eines nachhaltigen Stromspeichers, adressiert Spirk, der auch als Professor an der TU Graz arbeitet, eine der größten Herausforderungen der globalen Energiewende. Er betont: „Im Fokus unseres Vorhabens steht dabei nicht nur, kritische Batterierohstoffe zu substituieren, sondern den Batteriespeicher als Gesamtes nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten.“
Aromastoff als Lösung
Die Lösung dafür hat Ecolyte in Vanillin gefunden: Die süße Note der chemischen Verbindung erfüllt nicht nur im Speiseeis seinen Zweck, sondern könnte auch zur maßgeblichen Ingredienz in der Redox-Flow-Batterie des Start-ups avancieren. „Wie fast alle Batterien verwenden auch konventionelle Flow- Batterien, auch Flüssigbatterien genannt, kritische Rohstoffe wie Vanadium, um Energie zu speichern. Bei uns kommt stattdessen Vanillin als Rohstoff zum Einsatz. Dadurch wird der Stromspeicher nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger“, erklärt Spirk. Vanillin wird bereits jetzt nachhaltig aus einem Nebenprodukt der Papierindustrie im industriellen Maßstab gewonnen. Ecolyte hat einen nachhaltigen Weg gefunden, um diese Verbindung für Batterien einsatzfähig zu machen: „Wir können Vanillin mit einer einfachen Reaktion in Batterierohstoffe umwandeln und auch gegen Zersetzung schützen“, sagt Spirk. Dieses Veredelungsverfahren wurde von der TU Graz patentiert und vom Grazer Start-up übernommen. Die Prototypenphase für den biobasierten Speicher, der vor allem als Puffer- oder Stützbatterie im stationären Bereich zum Einsatz kommen soll, befindet sich aktuell im Endstadium. Dieser soll die grundsätzliche Eignung des Speichers und der Technologie in einem größeren Maßstab demonstrieren.
„Höchste Fördersumme aller Zeiten“
Den Markteintritt peilt das steirische Unternehmen für Ende 2024 an – auch mit Hilfe der Europäischen Union. Der Europäische Innovationsrat – die EU-Förderschiene für bahnbrechende Technologien im Bereich der Spitzenforschung – fördert die Entwicklung ab Herbst dieses Jahres mit 4,6 Millionen Euro. Mit Hilfe der Finanzierung – und Partnern wie der TU Graz, der Montanuniversität Leoben, der TU Darmstadt und der spanischen Forschungseinrichtung Biobide – wird erhoben, inwieweit künstliche Intelligenz zur Verbesserung der Batterie-Performance beitragen kann. Unterstützt wurde das erfolgreiche Förderansuchen vom Gründercenter der Steiermärkischen Sparkasse.
„Wir sind sehr stolz, mit Ecolyte ein technologisches Vorreiterunternehmen bei der weiteren internationalen Expansion begleiten zu können“, sagt Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse. Im Science Park Graz zeigt man sich ob des Erfolges beeindruckt: „Es ist die höchste Fördersumme aller Zeiten, die je ein im Science Park Graz beheimatetes Start-up erhalten hat. Diese Anerkennung bestätigt den einzigartigen Ansatz, den Ecolyte verfolgt, und zeigt einmal mehr, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können“, erklärt Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler.